Ob für Charakter-Entwicklung, erste Storyboards, Naturbeaobachtungen, Tagebuch-artige Aufzeichnungen oder sinnfreies Gekrickel – Comic-Künstlerinnen und -Künstler zeichnen häufig Skizzen am laufenden Band. In dieser Reihe geben Zeichnerinnen und Zeichner einen Einblick in ihre Skizzenbücher.
Zuletzt führte Sascha Wüstefeld an dieser Stelle aus aus, mit welchen Strapazen die Zeichentätigkeit verbunden sein kann. Heute gibt Martina Peters Einblicke in ihre Tätigkeit und ihr Skizzenbuch. Die in Düsseldorf lebende Mangaka ist seit den frühen 2000ern aktiv, nach der 2014 für den Max und Moritz-Publikumspreis Serie "Ten" erscheint derzeit die Serie "Tempest Curse" bei Carlsen. Auf dem Comicfestival München werden Arbeiten von ihr in einer Ausstellung zu sehen sein, zudem wird Martina Peters Workshops geben und Bücher signieren.
Martina Peters: In der Regel mache ich Skizzen, wenn ich unterwegs in der Bahn eine Idee habe, die ich unbedingt festhalten muss oder wenn mir langweilig ist und ich meine Hände beschäftigen muss. Aber auch, wenn ich gerade bei der Arbeit bin und ein Design für meine Comics festhalten muss um es dann direkt auf den Seiten zu verwenden. Oder wenn ich eine Übersicht von Bewegungsabläufen wie zum Beispiel Kampfszenen festhalten muss, damit es auf den Comicseiten später kein Chaos gibt. In ganz seltenen Fällen habe ich sowas, was sich "Freizeit" nennt. Dann kommt es auch schon mal vor, dass ich (Anatomie-)Studien in meinem Skizzenbuch festhalte.
Mein Skizzenbuch ist zudem mein externes Gehirn, in dem ich alle möglichen Informationen festhalte – von Telefonnummern und Rezepten bis zu Kapitelaufteilungen.
Was das reine Zeichenmaterial angeht bin ich eigentlich ziemlich frei. Vom Bleistift über den Kugelschreiber zum Pinsel oder Neonmarker ist alles dabei. Allerdings habe ich mich seit einiger Zeit papiermäßig auf die Leerbücher eingeschossen, die es vor Jahren mal als Abo-Gimmick für die Daisuki-Leser von Carlsen gab. Ich weiß nicht warum, aber die sind einfach ideal und das Papier gefällt mir super. Mir graust es schon vor dem Tag, an dem ich keine mehr habe und meine Redakteurin mir auch keine mehr schicken kann.
Allgemein mag ich ja jeden Schritt einer Zeichnung gerne. Aber ich würde jetzt nicht behaupten, dass das Skizzieren meine Lieblingsarbeit ist. Eher das saubere Nachziehen der Linien, weil dann alles langsam seine endgültige Form bekommt und sich aus einem Wust an Linien eine klare Figur herauskristallisiert.
Neben der traditionellen Arbeit – die tatsächlich größtenteils in meinem Skizzenbuch statt findet – zeichne ich inzwischen hauptsächlich digital. Es spart einfach Material / Papier (und ist damit ökologischer und platzsparender). Die "zurück"-Funktion ist natürlich auch nicht zu unterschätzen, auch wenn das Feeling vom Stift auf Papier ein wenig verloren geht. Aber die Technik macht da große Fortschritte und beides kommt sich immer näher.
Auf dem Comicfestival München gebe ich vorrangig Basis-Zeichenworkshops. Es sei denn es sollte dazu kommen, dass ich da plötzlich eine ganze Gruppe Fortgeschrittener sitzen habe, die gerne was anderes sehen wollen. Ich bin da durch die viele Workshop-Erfahrung, die ich inzwischen sammeln konnte, ziemlich flexibel. Wenn ich nicht gerade Workshops gebe oder auf Signierstunden anderer Leute Bücher verschandele, werde ich mich freilich auf dem Comicfestival umsehen und schauen, was die Kollegen so treiben.
Martina Peters im Internet: • • • • patreon
Unten noch weitere Skizzen in der flickr-Galerie.