Es ist nur ein Detail im derzeit stattfindenen Umbau der Türkei zu einer Präsidialdiktatur: Die Auslieferung einer Sonderausgabe des Satiremagazins LeMan, die anlässlich des gescheiterten Putschversuchs heute erscheinen sollte, wurde verhindert. Nachdem im direkten Anschluss an die Ereignisse von Freitag Nacht Mitarbeiter von Justiz, Militär, Polizei und Administration entweder entlassen oder verhaftet wurden und der akademische Betrieb durch gezielte Entlassungen von Personal auf Linie gebracht werden soll, betrafen heutige Einschränkungen wieder wichtige Gegenspieler, die das Tun der AKP und des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan schon lange kritisch beobachten: die unabhängigen Medien. 20 News-Websites wurden von staatlicher Seite blockiert, 24 TV- und Radiostationen die Lizenz entzogen. Beim staatlichen Sender wurden zudem 370 Mitarbeiter entlassen.
Das Cover des verhinderten Heftes wurde online veröffentlicht (siehe oben), es stellt die Steuerung von Putschisten und der ihnen gegenüberstehenden Bevölkerung durch politische Kräfte dar („Ich setze Soldaten“) und deutet damit an, dass hinter den Ereignissen der letzten Tage eine Planmäßigkeit seitens der Regierung steckt, die die Macht nun immer mehr an sich reisst.
Ausgaben von LeMan waren im Mai Teil der Ausstellung auf dem Comic-Salon Erlangen.