Da möchte man Mäuschen spielen: Im September lädt die Evangelische Akademie Berlin zur Tagung zum Thema „Superhelden, Superschurken – Neue Mythen und ihre religiösen Sinnangebote“ ein. Wenn bisher Comics, und hier besonders Superhelden, unter religiösen Aspekten beleuchtet wurden, ging es bisher hauptsächlich um jüdische Themen, beispielsweise in „Helden, Freaks und Superrabbis“ oder dem Buch „Luftmenschen, Golems und jüdischer Popkultur“. Die Prägung durch viele jüdische Autoren ist natürlich offensichtlich, Comics und hier besonders Superhelden mal aus protestantischer Sicht zu interpretieren, hört sich nach einem interessanten Zugang an (auch für religiös wenig inspirierte Zeitgenossen wie mich). So heisst es dann beispielsweise „Der Zeit ihre Helden: Superheldennarrative als Spiegel ihrer Zeitgeschichte – Theologie und Kulturwissenschaft im Dialog“.
Und wer sich noch grundlegend informieren möchte: Es gibt tatsächlich eine Datenbank der Religionszugehörigkeit von Comic-Charakteren. Comicbookreligion.com versammelt über 35.000 Einträge zur Zugehörigkeit verschiedenster Charaktere und in Comics aufgetretenen, real existierenden Personen. So lässt sich unter anderem nachlesen, dass Clark Kent Methodist sei, Lois Lane aber Katholikin, Ben Grimm wenig überraschend Jude und Spider-Man Protestant. Auch wenn hier Einiges durcheinander gerät und auch die Anonymen Alkoholiker (Flash Thompson, Iron Man), die Heilsarmee (D-Man) oder BDSM (Daredevil von Earth X) als religiöse Zugehörigkeit aufgezählt werden, ist es doch unterhaltsam, sich durch die Einträge zu klicken. Ziemlich sicher liegt die Website, die zuletzt 2014 geupdated wurde, bei einem Charakter richtig, der in den Heften beider Konkurrenzhäuser Marvel und DC auftauchte: Der Teufel ist, wie es sich gehört, Satanist.
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Abbildungen © Reginald Hudlin, Billy Tan, Jon Sibal – Marvel