10 Comics, die kommen könnten

Gestern im Comicshop wurde ich gefragt, wo denn die deutsche Ausgabe von Kate Evans' "Red Rosa" erscheinen würde, dem Biografie-Comic über Rosa Luxemburg. Noch ist der Band bei keinem Verlag angekündigt, daher konnte ich das auch nicht beantworten. Aber wundern würde es natürlich nicht, wenn der Band in Kürze hierzulande angekündigt würde, solche Themen-Graphic-Novels werden immer gerne in die Programme genommen. Und weil es nicht der einzige Band ist, der sich für eine deutschsprachige Veröffentlichung anbietet, beziehungsweise aufdrängt, hier eine Liste mit zehn Comics, bei denen es nicht wundern würde, wenn sie in Kürze in deutschsprachigen Ausgaben erscheinen. Ausgenommen habe ich hier weitgehend Serien und bereits etablierte Autorinnen und Autoren.

1. "Red Rosa – A Graphic Biography of Rosa Luxemburg" von Kate Evans (Verso Books, USA/UK)
Wie gesagt: Themen-GraNo.

2. "Rosalie Lightning – A Graphic Memoir" von Tom Hart (St. Martin´s Press, USA)
Tom Hart ist schon seit den 1990ern als Independent-Comiczeichner tätig, in seinem aktuellen Buch verarbeitet er den Verlust seiner Tochter Rosalie, die Trauer und Hoffnungslosigkeit nach ihrem Ableben und wie er Trost in der Natur, Philosophie und den Künsten findet. Das Buch wird derzeit in den USA überaus positiv besprochen, was einer Lizenzausgabe trotz des schweren Themas sicher nicht schadet.

3. "Berlin 2.0" von Alberto Madrigal & Mathilde Ramadier (Futuropolis, FR)
Die Geschichte um die junge Französisn Margot, die die Annehmlichkeiten des Berliner Lebens wie Vernissagen, Ausflüge in den Park und Besuche in Techno-Clubs zu schätzen lernt, aber zugleich mit den Unannehmlichkeiten des Lebens im digitalen Präkariat konfrontiert wird, könnte einem deutschen Publikum vielleicht etwas zu klischeebeladen wirken, aber hey – Berlin!

4. "Les Cahiers d´Esther" von Riad Sattouf (Allary Editions)
Ich gebe zu: Es spricht einfach zu viel dafür, Riad Sattoufs neues Buch auch in Deutschland herauszubringen, hier würde es eher wundern, wenn der Band NICHT erscheinen würde. Zum Beispiel belegt der Band derzeit die Spitzenposition der französischen Verkaufscharts. Aber oft schon haben sich Buchverlage gegen die Autorenpflege entschieden und neue Bände eines etablierten Autoren doch nicht lizensiert. Sattouf basiert seine Episoden über den Alltag eines zehnjährigen Mädchens auf authentischen Aufzeichnungen, die er in Kurzcomics fasst und zunächst bei L´Obs veröffentlicht. Damit setzt er an seiner Serie "Le vie secrètes des jeunes" an, in der er aus dem Leben der französischen Jugend berichtete.

5. "Tante Wussi" von Katrin Bacher & Tyto Alba (Astiberri, Spanien)
Autorin Katrin Bacher erzählt die Geschichte ihrer Großtante, deren Famile in den 1930ern zunächst aus dem Deutschen Reich nach Mallorca emigrierte, aufgrund des spanischen Bürgerkriegs aber zurückkehren musste, nur um hier mit den Brutalitäten des Nazi-Regimes konfrontriert zu werden.

6. "Nimona" von Noelle Stevenson (Harper Collins, USA)
Noelle Stevensons All-Ages-Fantasy-Abenteuer erfreute sich bei der Erstveröffentlichung als Webcomic größter Beliebtheit, das Buch erschien im vergangenen Jahr folgerichtig bei Harper Collins, positive Reviews unter anderem bei Slate, der New York Times und Kirkus . Viele Leserinnen und Leser fühlten sich gerade von der Tatsache angesprochen, dass hier eine Heldin im Mittelpunkt einer Fantasy-Geschichte steht, was Stevenson bei ihrer neuen Serie "Lumberjanes" fortsetzt, die hier ebenfalls genannt werden könnte.

7. "Satellite Falling" von Steve Horton, Stephen Thompson & Lisa Jackson (IDW Publishing, USA)
Mit einer noch nicht erschienen Serie lehnt man sich in so einer Liste schon etwas weiter aus dem Fenster, aber neben "Lumberjanes" scheint diese Action-SciFi-Serie um eine starke Protagonistin auch wie dafür gemacht, um weibliches Genre-Publikum zu erschließen. Im Mittelpunkt der im Mai startenden Heftreihe steht die Kopfgeldjägerin Lilly, die sich als einziger Mensch auf einer von verschiedenen Aliens bewohnten Raumstation durchschlagen muss. Eine erste Leseprobe gibt es hier.

8. "Modeste et Pompom" von René Goscinny, Greg & André Franquin (Le Lombard, FR)
Der Trend zur Gesamtausgabe führte in den vergangenen Jahren zur Wiederveröffentlichung vieler Klassiker. Ob damit ein neues Publikum erreicht wurde, sei dahingestellt, fest steht aber, dass sich Verlage sicher sein können, mit den Sammelausgaben einige tausend Abnehmer zu erreichen. So wird nun immer tiefer in den Archiven gegraben und auch kurzlebige Serien aufgelegt, die heute eher Kennern ein Begriff sind. Der Familien-Funny "Modeste et Pompon" lief streng genommen über 30 Jahre im Tintin-Magazin, einige Alben erschienen auf deutsch unter dem Titel "Mausi & Paul" bei comicplus. Allerdings stammen nur die Comics der ersten Jahre aus der Feder André Franquins. Die nach Texten unter anderem von Greg und dem jungen René Goscinny zwischen 1955 und 1959 entstandenen One-Pager erschienen 2015 in Frankreich bei Le Lombard und wären ein Kandidat für eine deutschsprachige Gesamtausgabe.


Vor allem bei Splitter erscheinen derart viele frankobelgische Alben, dass es schwer fällt, hier noch Bände zu finden, bei denen eine Veröffentlichung nicht zu naheliegend ist. Und auf seine Art, wäre es dieser Band auch, der dieser Tage in Frankreich in die Läden gekommen ist: Ein Geschichte über die Hölle von Verdun, der Schlacht, die in diesen Tagen vor 100 Jahren begann. Bis zum Herbst werden noch viele Berichte über dieses besonders schockierende Kapitel des Ersten Weltkriegs folgen, genug Zeit, diesen Band noch vorzulegen.


Die Kurzcomics, die er im Herbst letzten Jahres auf seinen tumblr stellte, könnte Robin Vehrs in einem Heft sammeln. Er fragt auch schon, . Ach, ich könnte an dieser Stelle viele Comics nennen, gerade Webcomics (schaut mal bei der Kurt-Schalker-Nominierungsliste nach), die man gerne gedruckt sähe. Allerdings würde kein anderer diese Liste so schön beenden.

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© der Abbildungen bei den jeweiligen AutorInnen und Verlagen

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