Comic-Cons bereichern Festivalkalender

Am vergangenen Wochenende fand also die Comic Con Germany statt und mehr als bei den bisherigen Cons, werden in Blogs und sozialen Medien die Tage in den Messehallen zum Anlass genommen, ein erstes Fazit zu ziehen und über Cons allgemein nachzudenken. Die harten Zahlen sind erstaunlich: Rund 50.000 BesucherInnen wurden allein in Stuttgart gezählt, was ungefähr dem Zweifachen der Besucherzahl des Comic-Salons Erlangen entspricht – und diese werden schon als recht großzügig gezählt eingeschätzt. Bereichern die Cons nun abseits des Publikumsinteresses die Festivallandschaft oder erweisen sie den Comics, denen sie ihren Namen verdanken, einen Bärendienst?

Was auf den Cons selbst passiert, fasst sehr schön comic.de im zusammen. Denn selbst auf dieser Plattform, auf der man dem Con-Konzept und dem Zielpublikum nahe steht, reibt man verwundert die Augen und fasst das, Geschehen unter dem Begriff „Popkultur-Kaufhaus“ zusammen. Weiteren Berichten derjenigen zufolge, die vor Ort waren, eine passende Einschätzung: Zahlt man den geforderten Eintritt, werden im Wesentlichen vielfältige Geldausgebe-Möglichkeiten angeboten: Eingeflogene Schauspieler fordern bis zu dreistellige Beträge für Fotos und Unterschriften, 20 Euro für eine Signatur scheinen die Untergrenze gewesen zu sein. Verlagsstände und Merchandise-Händler bieten die Rundumausstattung für Entertainment-Interessierte an und an den Künstlertischen kann Handgemachtes und Selbstproduziertes erstanden werden. Und wenn selbst Panel-Veranstaltungen nur nach Entrichtung einer zusätzlichen Gebühr besucht werden können, bleiben die Möglichkeiten, sich neben dem Eintritt gratis auf den Cons unterhalten zu lassen, überschaubar.

Ja und? Nichts anderes war zu erwarten – und trotzdem kamen Zehntausende.

Stimmen, die die Veranstaltung rundheraus ablehnen, sind mir bisher nicht untergekommen, Cons kündigen bereits Termine für 2017 an und weitere Veranstaltungen solcher Art würden nicht überraschen. Das Konzept Comic Con scheint soweit auch im deutschsprachigen Raum angenommen zu werden.

Für Künstlerinnen und Künstler bieten sich hier weitere Möglichkeiten, mit der eigenen Arbeit Geld zu verdienen, wenn an den Ständen Comics, Zeichnungen und Drucke verkauft werden. Das bringt eigene Problemstellungen mit sich, wenn sich zu sehr (was auch rechtlich fragwürdig ist) und Independent-ZeichnerInnen sich gegenüber dem auf eigenen Veranstaltungen bisher viel besser etablierten Manga-Künstlern ein größeres Publikum erarbeiten müssen. Auf der Stuttgarter Con zumindest gab es hier einen seitens des Publikumsinteresses (Korrektur: Das verlinkte Foto zeigt den Kontrast zwischen Händler- und Künstlerbereich. War letzterer auch offenbar weniger stark besucht, waren viele KünstlerInnen doch ausdauernd beschäftigt, siehe unten). Vielleicht ist es noch zu früh, um weitere Schlüsse zu ziehen, da sich der Con-Zirkus erst noch etablieren muss. Ein Blick in die USA deutet aber an, was es für ZeichnerInnen bedeuten kann, wenn  Cons mit individuellen Zeichnertischen weiter Fuß fassen: Da werden neue Märkte und Verdienstmöglichkeiten erschlossen, die Einnahmen auf den Conventions wichtiger Bestandteil des eigenen Verdiensts als Zeichner und Illustrator. Liest man Berichte von ZeichnerInnen, scheint das nicht unwahrscheinlich. Dass das zu mehr Comics führt und nicht nur zu Comfort Food bleibt zu hoffen.

Vielleicht finden auch die Verlage Möglichkeiten, sich hier stärker einzubringen und weiter herauszustellen, wer die Inhalte liefert, auf dem Vieles, das soweit das große Publikum anzieht, basiert. Schließlich werden nicht zuletzt die Comics sehr gut an-, dass heisst: Neben Messe-Specials und Signaturen am Stand sind beispielsweise Programm-Ankündigungen oder Veranstaltungen, die Comics und ihre Adaptionen in anderen Medien zusammenbringen, denkbar.

Ob Comic Cons, Festivals, Börsen oder Manga-Veranstaltungen: Sie haben alle ihre eigenen Schwerpunkte – Entertainment-Stoffe, Kulturprogramm, Sammlungsvervollständigung, Cosplay (und viele weitere Manga-spezifische Punkte) und stehen sich nicht gegenseitig im Weg. Natürlich gibt es bei Programm und Publikum Überschneidungen – und Konsum steht bei fast allen Events mindestens mit im Vordergrund –, eine Wanderung von einer zur anderen Event-Form ist bisher aber nicht zu beobachten. Bis jetzt wird immer mehr Publikum mit Inhalten erreicht, die auf Comics zumindest basieren, das ist sehr zu begrüßen, daran kann man ansetzen.

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Foto © Daniel Dornhöfer - Comic Con Germany

 

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