Ingo Römling ist ein vielbeschäftigter Zeichner: Wenn er nicht gerade an einem neuen Comic der "Star Wars Rebels"-Serie arbeitet, legt er letzte Hand an neue Seiten für "Malcolm Max". Zwischendurch illustriert er noch freiberuflich, gerne auch Plattencover der eher düsteren Sorte. Und dann schiebt er noch mal den Horror-Comedy-Strip "Survivor Girl" dazwischen oder noch ein Cover für "Die Toten". Ich habe Ingo nun nicht danach befragt, wie er all das nur schafft, sondern mich auf die Skizzen und Vorzeichnungen konzentriert. Auf das Kurzinterview unten folgt eine die flickr-Galerie mit noch mehr Bildern.
Hinweisen möchte ich noch auf Ingos lesenswerten öffentlichen facebook-Post, : "Wenn sich einer von euch dumpfen Fremdenhassern und Rassisten auf meiner Facebook-Freundesliste befindet, der möge verschwinden. Ich schäme mich für jeden einzelnen von euch." Bravo dafür!
Machst Du, bevor die eigentliche Zeichenarbeit beginnt, Aufwärmübungen? Ich meine einige Zeichnungen vorab, um in "Stimmung" zu kommen.
Ja, bei Star Wars Rebels habe ich zum Beispiel eine Weile viel skizziert, um ein Gefühl für die Charaktere zu bekommen und wie ich sie auf meine Art interpretiere, ohne mich zu weit von den Vorgaben zu entfernen. Ich möchte einen Character möglichst auswendig zeichnen zu können, ohne ständig auf irgendwelche Referenz-Sheets zu schielen. Klappt aber auch nicht immer. Naja, bei Lucasfilm musste ich bei zwei Charakteren, Ezra Bridger und Sabine Wren, nochmal nachliefern, da waren die ersten Zeichnungen noch nicht so ganz gemäß der Vorlage, aber der zweite Take saß. Bei Ezra hatte ich die Augenbrauen zu dick angelegt und bei Sabine stimmten ein paar Sachen an der Rüstung nicht. Jaja, die gucken da schon genau hin. Hihi.
Wie bereitest Du Dich zeichnerisch auf Deine unterschiedlichen Projekte vor?
Ich habe ja auch, neben der Tätigkeit als Comiczeichner, Jobs als Grafiker und Illustrator. Letztes Jahr habe ich sogar zwei animierte Musik-Videos gemacht. Oder ich gestalte mal eine CD-Hülle oder arbeite an einem Bühnenbild mit. Da kann es schonmal vorkommen, dass ich drei, vier Wochen kaum zeichne. Dann muss ich tatsächlich erstmal ein bißchen üben, um wieder locker zu werden. Die ersten Skizzen nach einer 2-monatigen Pause, die kannste echt keinem zeigen, die sind meistens komplette Grütze und fliegen sofort in den Müll.
Du meinst die verschiedenen Comic-Projekte? Als erstes lese ich das Skript komplett durch, dann ein zweites Mal. Dabei nimmt die Story eigentlich schon in meinem Kopf Form an. Manchmal sitze ich auch im Cafe und überlege, wie ich eine Szene löse, welche Kamera-Perspektive ich wähle und so weiter.
Soweit ich weiß, zeichnest und tuscht Du komplett digital. Wo liegen da für Dich die Vorteile?
Ganz bescheuert und simpel: Es geht schneller, Korrekturen sind einfacher, man spart Zeit. Zeit ist beim Illustrieren und auch beim Comiczeichnen ein erheblicher Faktor. Ich lebe davon, ich bin Dienstleister, also muss ich Kundenwünsche berücksichtigen. Bei manchen Projekten sind die Deadlines ziemlich stramm, da ist es von Vorteil, flott liefern zu können.
Suchst Du beim Zeichnen Herausforderungen oder schiebst Du die komplizierten Stellen lieber vor Dir her?
Ui. Interessante Frage... hm. Eigentlich mache ich mittlerweile die nervigen Sachen zuerst. Echt, ich bin so ein Typ, der Sachen ewig vor sich her schiebt, wenn er sie nicht sofort erledigt. Das zieht sich durch viele Aspekte meines Lebens, und das hat mich ein paar Mal auch richtig in Teufels Küche gebracht. Deswegen auch beim Comiczeichnen: Häuserfronten mit vierhundert Fenstern, die Demo mit 1000 Teilnehmern und drölfzig Protestschildern, die Autokolonne – her damit. Wenn ich zu lange drüber nachdenke, nervt es total, also lege ich einfach los. Irgendwann ist es dann Sonntag, drei Uhr morgens, die rechte Pfote pumpt wie entzündet, aber man hat ein richtig geiles Panel geschafft. Gutes Gefühl.
Ingo Römling im Netz: monozelle.de •