"Mein Kampf" als Comic

Anlässlich der auch in Frankreich geplanten Veröffentlichung einer kommentierten Ausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf" erinnert  Thierry Groensteen auf dem Blog des Cité internationale de la bande dessinée et de l’image an zwei Comic-Versionen des Stoffes:  Zum einen erschien vor einigen Jahren eine Manga-Adaption, über die auch hierzulande berichtet wurde. Bereits 1937 veröffentlichten argentinische Zeitungen die Comic-Version des Emigranten Clément Moreau, dem es um eine Bloßstellung Hitlers ging. Ganz im Gegensatz zum Manga, der seine Vorlage neutral wiedergeben wollte, überspitzte der 1903 als Carl Josef Meffert in Koblenz geborene Moreau in den Zeichnungen den Inhalt sichtbar. Als Text dienten dabei Zitate aus "Mein Kampf", in denen Hitler seine Biografie wiedergab.

Moreau hatte schon in frühen Jahren Bekanntschaft mit Käthe Kollwitz, Emil Orlik, Heinrich Vogeler und John Heartfield gemacht und sich mit seinen Linolschnitten und Zeichnungen einen Ruf als linker Künstler in der Tradition Frans Masereels erarbeitet, was den Nazis nicht verborgen geblieben war. 1935 entschied er sich zur Flucht und es gelang ihm, sich nach Argentinien abzusetzen, wo er seine antifaschistisch-künstlerische Arbeit fortsetzte. Hier entstand nicht nur "Mein Kampf", sondern auch der Linolschnitt-Zyklus "Nacht über Deutschland", sein bekanntestes Werk, sowie viele weitere Arbeiten für argentinische Zeitungen. Als 1962 die Militärs an die Macht kamen, entschloss sich Moreau dazu, ein weiteres Mal ins Exil zu gehen und bleibt bis zu seinem Tod 1988 in der Schweiz.

Das argentinische Original wurde Ende 2015 von El Pais komplett online gestellt.
Eine deutsche Ausgabe erschien, ergänzt um ein Vorwort von Max Frisch, erstmals 1975 im Verlag Neue Münchner Galerie. Der Band ist derzeit nur antiquarisch erhältlich.
Unter dem Titel "Bilder sprechen ohne Worte" schrieb Dietrich Grünewald im Jahrbuch Deutsche Comicforschung 2011 über Carl Meffert bzw. Clément Moreau.

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