Nachdem zuletzt mit dem Argentinier Berliac und dem Franzosen Alex Chauvel zwei in Deutschland lebende Künstler vorgestellt wurden, die mehr im Independent-Bereich tätig sind, folgt heute mit dem gebürtigen Schweizer Viktor Bogdanovic ein Zeichner, der für eine der US-Branchengrößen arbeitet: Nach einer bei Image erschienenen Zusammenarbeit mit Glen Brunswick zeichnet Bogdanovic derzeit verschiedene Serien für DC. Nach dem zehnteiligen Comic-zum-Videospiel-zum-Comic "Arkham Knight" erscheint in den USA derzeit ein "Suicide Squad"-Vierteiler. Wie er im Interview angibt, in dem er auch davon erzählt, was ihn nach Berlin verschlug und wie die Zusammenarbeit mit Texter und Redaktion über die große Entfernung funktioniert, ist das nächste Projekt auch schon festgezurrt.
Zuerst vielleicht ganz allgemein gefragt: Wie kommt man als aus Basel stammender Comiczeichner zu einem Job bei den Big Two? Warst Du mal bei einer Mappensichtung?
Nein, ich war leider nie bei einer Mappensichtung. Ich habe zuerst mehrere Jahre Indie-Comics gezeichnet, unter anderem die Miniserie "Reality Check" für Image. Dabei hab' ich versucht, mich zeichnerisch zu verbessern. Irgendwann hatte ich genug Selbstvertrauen und entschloss mich, ein paar Probeseiten an DC zu schicken. Einer der Redakteure meldete sich und gab mir ein Test-Skript, das ich zeichnen sollte. Danach hat man mir "Batman: Arkham Knight" angeboten. Ich blieb dann fast ein Jahr bei der Serie.
Wie kam es zu Deinem Umzug nach Berlin? Kamst Du wegen der Stadt oder aus persönlichen Gründen?
Beides. Uns wurde es in Basel zu eng. Außerdem ist die Schweiz extrem teuer für einen freischaffenden Künstler und damals hatte ich noch keine Projekte mit DC, also sind wir – wie alle Künstler – nach Berlin geflüchtet.
Nun wohnst Du einige tausend Kilometer von Deinem Arbeitgeber entfernt, wie kann man sich die Zusammenarbeit dort vorstellen? Bekommst Du alle paar Wochen Skripte, mit denen Du frei arbeiten kannst oder gibt es einen dauernden Austausch mit Texter und Redakteuren?
So in etwa. Die ganze Kommunikation läuft via E-Mail. Ich bin sehr frei, was die Umsetzung des Skripts angeht und mein Redakteur weiss, wie ich die Seiten angehe, also gibt es glücklicherweise sehr selten Änderungswünsche und wenn, dann sind es kleinere Sachen. Mit meinem Tuscher und Koloristen arbeite ich auch sehr eng zusammen. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team, was wirklich super ist.
Fehlt Dir der persönliche, direkte Austausch mit Arbeitskollegen oder geschieht das auf anderem Wege? Triffst Du Zeichner in Berlin?
Ich habe das letzte Jahr buchstäblich am Zeichentisch verbracht, inklusive Wochenenden und Feiertagen. Da blieb sehr wenig Zeit für den sozialen Austausch. Ich hoffe, dass ich das in diesem Jahr ändern kann. Vielleicht kann ich mir irgendwo ein Studio mit anderen Zeichnern teilen. Mal sehen.
Überhaupt: Nimmst Du am Comic-Geschehen in Berlin teil? Inzwischen gibt es fast für jeden etwas: Von den Zine-Festen über die Comicinvasion hin zur halbjährlichen Comicmesse. Fehlt eigentlich nur noch eine Con…
Eine grosse Comicon in der Hauptstadt wäre natürlich prima. Ich war an der zu Gast und auch beim internationalen Batman-Day. Die Comicinvasion habe ich leider verpasst. Das nächste Mal bin ich aber hoffentlich dabei.
Im März wirst Du in Leipzig bei der MCC erwartet, sind noch weitere Signiertermine geplant? Was kann man in Zukunft von Dir erwarten, bzw. woran sitzt Du gerade?
Was Siegnierstunden angeht: Bislang steht nur Leipzig auf dem Program. Ich hoffe, ich kann dieses Jahr noch ein paar Veranstaltungen zu meinem Terminkalender hinzufügen, wenn es die Deadlines erlauben. Ich arbeite aber fast immer und es bleibt leider sehr wenig Zeit. Im Moment zeichne ich gerade die vierte Ausgabe von "Suicide Squad Most Wanted: Deadshot/Katana". Das nächste Projekt für DC liegt auch schon auf dem Tisch. Ich darf aber noch nichts verraten, sonst verklagen sie mich.
Viktor Bogdanovic im Internet: • deviantart • •
–––
Alle Abbildungen © Viktor Bogdanovic