Huch, so viel Text! 1978 fasste ein Anleitung des Verlags Gutenberghus, aus dem später Egmont entstand, zusammen, was beim Schreiben von Geschichten mit den Disney-Charakteren zu beachten ist: Ein Styleguide für Autoren. Die vorgegebenen Eckpunkte (Donald im Normalfall arbeitslos, Glückstaler, etc.) ergeben dabei einen perfekten Einstiegstext in die Geschichten aus Entenhausen, der Micky Maus-Welt und ihre Charaktere.
Cleveland hat nun einen , benannt nach dem Comic-Autoren Harvey Pekar. Derf Backderf zeigt auf Fotos von der Comic-Dekoration sowie der Ansprache von Pekars Frau Joyce Brabner. Wie er schreibt, mag der Park nicht nach viel aussehen, war aber ein wichtiger Ort für die Gegenkultur Clevelands.
Auf seinem Blog gratuliert Thomas Hummitzsch dem kanadischen Verlag Drawn & Quarterly zum Verlagsjubiläum: "Eine Verneigung vor 25 Jahren Avantgarde". Man kann sich eigentlich nur anschließen, allein die Liste der dort verlegten KünstlerInnen ist beachtlich: Art Spiegelman, Kate Beaton, Chris Ware, Chester Brown, Adrian Tomine, Julie Doucet, Jason Lutes, Gabrielle Bell, Joe Matt, Michael DeForge, Geneviève Castrée, Anders Nilsen, Jillian Tamaki, Vanessa Davis oder Seth haben auch die hiesige Comic-Landschaft geprägt, bzw. können es noch tun, wobei die Verbindung vor allem zu Reprodukt offensichtlich ist (was Hummitzsch auch betont). Zum Jubiläum hat der Verlag sich selbst nun ein fast 800-seitiges Buch geschenkt, in dem die Geschichte des Verlags auch anhand vieler, vieler Comics nacherzählt wird. Und so sehr ich mich beim Lesen von Hummitzschs Artikel "Ja, genau, stimmt." murmeln höre, habe ich ein großes Problem mit dem Buch. Es ist die Tatsache, dass sich hier ein Verlag selbst intensivst abfeiert, die mir vom Herzen widerspricht. Die Redaktion übernahm man in-house, statt sie jemandem Drittes zu übertragen. So wirkt der Band wie ein Dauerklopfen auf die eigene Schulter: "Seht mal, wie geil wir sind." Vielleicht bin ich da zu sensibel, aber nachdem ich das festgestellt hatte (also bei der Lektüre des Impressums auf Seite drei) habe ich mich nur noch widerwillig durch einige Highlights gequält und den Band zum Bettkanten-Staubfänger werden lassen. Mal sehen, was die ehemaligen Kollegen in Berlin für das nächste Jahr planen, dann feiert Reprodukt das erste Vierteljahrhundert.
"Berlin ist ein hartes Pflaster! Hier bäckt Dir niemand einen Kuchen, nur weil Du jetzt da bist," – sagt Katja Klengel, die weiterhin an der Spree überlebt.
– Das Künstlerduo Bachwald arbeitet am nächsten Comicband und zeigt auf seiner Website, wie aus den Strichzeichnungen bunte Seiten werden.
Ich weiss ja so wenig über chinesische Webcomics. Zwei davon stellt R. Orion Martin auf tcj.com vor: Die Comics von Scarlet-Faced Dog und Bu Er Miao durchbrechen dabei frühlich Stil- und Erzählkonventionen.
"Adventures in genre!: rethinking genre through comics/graphic novels", "Superheroes and the contradiction of sovereignty", "The multimodal construction of acceptability: Marvel's Civil War comic books and the PATRIOT Act", "Producing comics culture: a sociological approach to the study of comics" – Das ist nur eine Auswahl von akademischen Arbeiten über Comics, die noch bis Ende des Monats auf der Website der Routledge-Tochter Taylor & Francis zur freien Lektüre (PDF-Download ist möglich).
Am vergangenen Samstag erschien in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung ein ausführliches Gespräch mit einem wegen verschiedener Drogen- und Gewaltdelikte Inhaftierten ("Knast im Kopf"). Den Artikel begleitete eine ausführliche Comic-Strecke von Yinfinity, die derzeit bereits laufend Illustationen zur SZ beiträgt. Im Making Of-Video, das sich frei ansehen lässt (der Comic steckt, wie der Artikel, hinter einer Bezahlschranke) erzählt die Autorin unter anderem von der Herausforderung, dem Anspruch der Authentizität zu genügen.
Apropos Süddeutsche Zeitung: Kürzlich erschien hier auch ein ausführliches Portrait des ehemaligen Fernsehmoderators Hermes Phettberg ("Göttys Affe"). Der "bekennende schwule Masochist, Provokateur, Fresssüchtige und Exhibitionist" lebt heute, von Schlaganfällen gezeichnet, von Sozialhilfe in Wien. Der ebenfalls dort lebende Zeichner Walter Fröhlich arbeitet nun mit Phettberg an einem Comic-Buch, für das auf startnext gerade Geld gesammelt wird: "Blue Jeans". Darin verarbeitet Phettberg die 28 Besuche der Kinovorführungen von "Der Papst ist kein Jeansboy", einem Dokumentarfilm über ihn. Hier gibt es bereits eine Leseprobe.
Frank Plein hat ein weiteres Anleitungsbuch für Comicmacher geschrieben: In stellt er dabei den individuellen Stil in den Mittelpunkt, den viele Kreative möglichst schnell herausarbeiten wollen. Dem hält Plein entgegen, dass auch einige der größten Künstler unter großem Einfluss ihrer Vorbilder begonnen haben und sich erst später stilistisch emanzipierten. Das ist hier also keine Zeichenschule, sondern mehr ein Meta-Ratgeber.
Stefan Svik sprach mit Ralf König. Das zweiteilige Interview findet sich auf comic-report.com (Teil 1, Teil 2).
Keine Comic-Verfilmung im eigentlichen Sinn, dafür aber ein Animationsfilm basierend auf Entwürfen von Jacques Tardi: "Avril et le Monde Truqué" kommt in Frankreich am 11. November in die Kinos, produziert vom Studio Je Suis Bien Content, das schon "Persepolis" umsetzte. Unten gibt es einen ersten Einblick in den offenbar sehr steampunkigen Film, für den es noch keinen deutschen Verleih gibt.
Anfang der 1990er erschienen eine Reihe von (unautorisierten) Band-Biografien bei Revolutionary Comics. Die Ausgabe, in der die Geschichte von The Cure nacherzählt wird, lässt sich nun auch online lesen. Robert Smith lässt hier bei einem Flugzeugunglück sein Leben noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Passt doch.
Halbjahresbestenlisten sind hierzulande nicht erschienen, in Spanien hat der Kritikerverband ACD eine erste Liste der veröffentlicht, auf denen sich viele auch auf deutsch erhältliche Titel befinden, aber auch einige hier noch nicht angekündigte spanische Comics.
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Abbildungen © Katja Klengel, © Hermes Phettberg – Walter Fröhlich, © Je Suis Bien Content